Bernhard C. Bünkers Poesie im Spiegel von Vor- und Nachworten


Bernhard C. Bünker | Foto © Micheal Bünker

Bernhard C. Bünkers Poesie im Spiegel von Vor- und Nachworten
von Axel Karner

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Bernhard C. Bünker veröffentlichte zu Lebzeiten 12 Lyrik- und 2 Prosabände.
Mit Dazöhl (nix) von daham und der Werkauswahl zommengetrogn erschienen zwei weitere Bücher, in denen Gedichte und Erzählungen, deren Themen sich aufeinander beziehen, formensprachlich unterschiedlich gelöst, eine Einheit bilden. (2)

Er hat stets großen Wert daraufgelegt, seine Publikationen mit Vor- und Nachworten aus dem zumeist kollegialen Umfeld auszustatten. Sie sollten sein Werk unterstützen und seine inhaltlichen Schwerpunkte unterstreichen. Mit zwei Ausnahmen: Im 1976 erschienenen Band mit Dialektgedichten An Heabst fia di verzichtet er ganz auf diese besondere Empfehlung, in der Sammlung A schwoaze Blia fia di setzt er an Stelle des sonst üblichen Begleittextes zwei programmatische Zitate. (3)
Bei der Auswahl der Autoren der Vor- und Nachworte verließ sich Bünker gerne auf den Zuspruch eines freundschaftlichen Urteils. Ist es für seine Märchen und Erzählungen in Ongst vua da Ongst der Theologe und Psychoanalytiker Koloman N. Micske­y, der dieser geradezu therapeutischen Aufgabe nachgeht und besonders das Traumhafte in Bünkers Kurzgeschichten hervorstreicht, wählt er für die politisch-programmatische Auseinandersetzung mit Kärnten (Wals de hama­t is) den Journalisten Harald Irnberger, der am Beispiel einer unvergleichlichen Menschenhatz gegen Bernhard C. Bünker die politisch-ökonomische Ausnahmestellung Kärntens der ersten Haiderperiode aufzeigt. Im Buch De ausvakafte Hamat ergreift der Freund und Mitstreiter in Sachen Dialektdichtung Hans Haid (verstorben im Frühjahr 2019) – pointierter Kritiker und eloquenter Aktivist gegen einen touri­s­tischen »Ausverkauf der Heimat« – das Wort für den »klagenden und schreibenden« Bünker, um seinem Werk trotz inhaltlicher Kompromisslosigkeit und harter Anklage auch eine feine Poesie des »ungemein Zarten,Lyrischen« zu bescheinigen. Fernand Hof[f]mann, Gründungsmitglied des IDI (Inter­nationales Dialektinstitut), ist in seinen Reflexionen zu Bünkers Poesie in Des Schtickl gea i allan überzeugt, dass dessen ursprüngliche, in den frühen Texte­n ausgedrückte »Anklage, [eine] Revolte gegen eine gesichtslose und entmenschlichte Heimat [ist, die in] der poetischen Form dieser Aussage aus der Enge heraus in die Weite des Weltliterarischen « (4) tritt. Der Schweizer Mundartautor Julian Dillier, der IDI-­Mitkämpfer und mit Bünker Herausgeber der Dialektanthologie Manfred Chobot und der erste Ö.D.A.-Geschäftsführer Hans-Jörg Waldne­r (1988–2003­) vervollständigen diese einstweilige Würdigung des lite­rarischen Wirkens Bernhard C. Bünkers.

In der Hauptsache aber übernahm Hans Haid die literarische Einschätzung und eine vorläufige Beurteilung von Bünkers Poesie. Im Nachwort zur Werkauswahl zommengetrogn, Bünkers 1995 letztes zu Lebzeiten erschienenes und bei Carinthia verlegtes Buch, fasst Haid dessen literarisches Wirken noch einmal zusammen und antwortet in einer sehr persönlichen und poetischen Würdigung auf die Frage nach dem, was schließlich von allem übrigbleiben werde, wenn ihn »de oltn freind« verlassen haben werden: »einige davon, da kannst du beruhigt sein, werden die nächsten jahre voller haß, heimatliebe und traurigkeit mit dir gehen, und noch weit mehr davon werden verspätet und erst viele viele jahre nachher diese einzigartige heimatliteratur erkennen.« (5)

Dabei gilt es festzuhalten, dass Bernhard C. Bünker, der seine positiven und negativen Kärntner Erfahrungen in seinen Gedichten, Erzählungen, Märchen, Satiren und Drehbüchern literarisch umsetzte – und sich gerade deswegen als »Heimatdichter« verstanden wissen wollte –, den Begriff »Heimat« als Erfahrung eines sozialen Ortes mit ökologischer und solidarischer Verantwortung neu definierte. Die paradoxe »Geographie« seines »heimatlichen«, von Sehnsucht nach kindlicher Geborgenheit geprägten, zugleich aber unbehaust empfundenen Menschseins bringt das Gedicht die welt ist nicht heimat von Peter Paul Zahl auf den Punkt. Bünker stellte es als Motto seinem Gedichtband Dazöhl (nix) von d­aham voran:
heimat – das ist eine kette / um den hals ein amulett / ein verlobungs- ein trauring / ein foto der frau der kinder / ein zeitungsausschnitt / heimat ist was du verbirgst / gefährdet sicherheit und ordnung / heimat steckt zwischen den schläfen / pistolenschussbereit / heimweh ist auftrag / heimweh aufruf zum kampf. (6)
Er ersetzte damit den von den Nationalsozialisten vereinnahmten, auf »Blut und B­oden« reduzierten und in seiner Menschen­verachtung ausgrenzenden, belas­te­­ten Heimatbegriff durch ein neues, kritisches Verständnis für ein kulturell-vielfältiges und menschlich-demokratisches Miteinander.

Bernhard C. Bünkers erstes Buch De a­us­va­kafte Hamat (Verlag Friedl Brehm, Feldafing 1975) ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswüchsen des Massen­tourismus in den Alpen als Folge einer maßlos gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prostitution am Beispiel Kärntens. Als gewissermaßen programmatische Grundlegung seines literarischen Schaffens ist für Hans Haid das schmale Bändchen mit 41 Gedichten ein »intensivstes heimaterlebnis« (7), bei dem die einem erzählenden Realismus geschuldeten Gedichte eine »gesichtslose […] entmenschlichte […] von geistigem und materiellem Unrat beschmutzte […] wirkliche heimat« widerspiegeln. Er bescheinigt Bünker eine »tiefe liebe zur heimat […] aus einer ehrlichen sorge« und liest aus Bünkers Texten nicht nur anklagende Kritik, sondern entdeckt, hinter den harten, realistischen Bildern verborgen, auch sein sensibles und emphatisches, lyrisches Talent. Schließlich fordert Haid, selbst Kritiker einer nur an Profitmaxi­mierung orientierten, schrankenlosen und umweltzerstörenden Fremdenverkehrswirtschaft, die Tourismusverantwortlichen auf, zukünftig auf ihren Prospekten Bünkers »kärntner heimattexte « anstelle der gebräuchlichen, verlogenen Werbetexte zu verwenden.
In dem folgenden, 1978 in Klagenfurt bei Carinthia verlegten Prosa­band Ongst vua da Ongst, einer Sammlung von düsteren Geschichten und Märchen, bestätigt Koloman N. Micskey in seinem Nachwort Bünker eine »aufwühlend, originelle schriftstellerische Erscheinung «. Er nennt ihn einen »Offenbarer vergehenden, haftenden Dunkels «, dessen Erzählungen den »unhellen Mythos einer vergehend-bleibenden Dorf- und Almenwelt « beschreiben. Bünkers archetypische Bilder­welt erweckt bei Micskey traumähnliche Metaphern als Ausgangspunkt tiefenpsychologischer Deutung: »Das Dunkel beweist das Licht durch Wegweisen und das Bergen durch Verbergen. « (Zitat Micskey) (8)
Im Vergleich einiger seiner Geschichten mit Werken der Weltliteratur konstatiert Micskey bei Bünker eine Meisterschaft und »Souveränität, [mit der er] ein literarisches Motiv umkomponiert «(9) und dieses auf die soziale Welt des Ostalpenraums und im Speziellen der österreichischen Provinz herunterbricht. Dabei erreicht für Micskey der Dialekt »literarisch Würde und Niveau der Hochsprache  «.
1979 erscheint unter dem Titel Wals de Hamat is ein Sonderheft der von Antonio Fian herausgegebenen Kärntner Literaturzeitschrift Fettfleck (10) unter anderem als Dokumentation eines »Shitstorms« gegen Bernhard C. Bünker im Zusammenhang mit seinem Aufsatz über das reaktionäre Wesen deutschtümelnder Kärntner, veröffentlicht in der slowenischen Literaturzeitschrift mladje. Das Vorwort dazu schreibt der 2010 verstorbene Kärntner Journalist und Schriftsteller Harald Irnberger, Gründer, Herausgeber und Chefredakteur der österreichischen, politisch-aufmüpfigen Zeitschrift Extrablatt.
Irnbergers Beitrag nimmt eine Sonderstellung unter den Vor- und Nachworten ein, da er sich nicht mit der Poesie Bernhard C. Bünkers und den Inhalten der Gedichte befasst, sondern sich anhand des Auf­satzes über den Sinn und Wert des Kärntner Anzugs bei der ihn tragenden Bevölkerung (Untersuchung zur Korrelation des Kärntner­anzuges und dessen Trägern / O razmerju med koroškim gvantom in njegovimi nosilci) mit den besonderen politischen Verhältnissen in Kärnten auseinandersetzt und damit die politische Basis seiner Dichtung, die persönliche Haltung und seinen Antrieb als Autor thematisiert. In Hinblick auf Bünkers Aufsatz und der hysterischen Reaktion darau­f (»Es ist kein Zufall, wenn in Kärnten eine Abhandlung über ein gewisses Kleidungsstück zum Kardinalproblem hochstilisiert wird – und man folglich über die tatsächlichen Kardinalpro­bleme hinwegschweigt.«) verweist Irnberger (Zitat) in dieser Zusammenstellun­g – erwei­tert durch politische Gedichte – darauf, wie Bünker von nationalistischen Kreisen zum Feindbild gemacht und sein Aufsatz dazu verwendet wird, um von den realen politischen und ökonomischen Problemen in Kärnten mit seiner Strukturschwäche, den fehlenden Arbeitsplätzen und der Ausgrenzung und Hetze gegenüber der slowenischen Minderheit abzulenken.
Für Harald Irnberger ist der Ausnahmefall Kärnten in seiner exemplarisch besonderen Verbundenheit alter Nazis mit Sozialdemokraten am Fall Bünker, der im Landals »Nestbeschmutzer« und keineswegs als Heimatdichter gilt, projektiv abgehandelt.

Ein Plädoyer für die Dialektlyrik am Beispiel von Bünkers Dialektgedichten hält der Luxemburger Pädagoge, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler Fernand
H­of[f]mann in dem 1980, wieder bei Carinthia erschienenen Gedichtband Des Schtickl gea i allan. In einer ausführlichen Analyse (11), betitelt als »Mundartlyrik gegen den Trend oder Der Mut zur Poesie «, stellt er Bernhard C. Bünker ins Spannungsfeld eines unverschuldet schmerzlich Alleingelassenen und eines bewusst entschiedenen »einsamen literarischen Waldläufers«. Hof[f]mann greift in der Betrachtung der Poesie Bünkers – mit einer Ausnahme (»Bünkerische Dialektlyrik «) – auf den Begriff »Mundart « zurück und setzt ihn anstelle des für Bünker so wichtigen Begriffes »Dialekt« als Markierung seiner politischen Intention als Autor. Für Hof[f]mann ist Bernhard C. Bünkers literarischer Weg ein Entwicklungsprozess von anfänglich noch »hörbarer Nähe der Anti-Heimat-Tendenz und des umweltschützlerischen [sic!] Engagements « zu einem poli­tisch nicht mehr engagierten Dichter. Um letztlich aber doch einzuräumen, dass »ein guter Teil dessen, was er schreibt, nur vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten unserer Zeit zu verstehen ist «. Er sieht Bünker weder als »Sprachrohr der bis dahin stummen Volksmassen «, noch als Mundartagitator, vielmehr gewahrt er ihn als einen Autor, der »Poesie um der Poesie willen « schreibt, jedoch anders als in der Theorie des »l’art pour l’art«, als jemanden, der Poesie als »ein Kondensat der Wirklichkeit der Welt versteht «.
Hof[f]mann verortet Bernhard C. Bünker literarisch zweifach: einerseits als einen Kärntner »Heimatdichter « (12), der in »Rückbesinnung auf das, was man ist und wie man es geworden ist im Hinblick auf ein besseres Erkennen und Begreifen der eigenen Person « die Kärntner Wirklichkeit erfasst und beschreibt, andererseits als einen verschwenderischen Menschen, der – in der willentlichen Umklammerung der Welt als Liebender – Lebensgefühl und Welterfahrung als Widerspruch »freudiger Diesseitsbejahung und asketischer Weltflucht, sinnlicher Lebensumarmung und mystischer Todessehnsucht « zu einem »erotischen Erleben« vermengt.
Damit stellt er Bünkers Gedichte in die Tradition klagender Liebeslyrik, und zwar, wie er meint, des aus der Tradition »zwischen Sensualität und Askese gespannten religiös-­erotischen Lebensgefühls « schöpfenden Kärntner Liebesliedes. Die Gedichte stellen in ihrer »Art einen vergeblichen und deshalb elegischen Versuch der Weltumarmung« dar. Die »Bünkerische Dialektlyrik« mit ihrem wehmütigen Grundton bleibt so »einerseits fest in seiner Kärntner Heimat verwurzelt, [diese] ja ohne sie überhaupt nicht denkbar ist«, andererseits identifiziert er eine »kosmopolitische Allüre […] im Schatten Baudelaires und Trakls, das heißt einer bestimmten Form europäischer Lyrik «. Und meint, wie ja auch Micskey und Haid, in der literarischen Klage Bünkers über eine »gesichtslose und entmenschlichte Heimat « eine Weltläufigkeit zu erkennen, die zwar von der provinziellen »Motivik und Themati­k her begrenzt ist «, aber »in demselben Maße in ihrer allgemeinen Aussage und der poetischen Form dieser Aussage aus der Enge heraus in die Weite des Weltliterarischen « tritt.
In der Einleitung des 1984 bei Heyn erschienenen Gedichtbandes Wonns goa is (13) schläg­t Hans Haid einen fast hymnisch-verklärenden Ton an. Für den »Poeten« Bernhard C. Bünker sei »Poesie die Wahrheit «. Er beschreibe zwar in seinen Gedichten Kärnten als eine seelenlose, entmenschlichte Landschaft (»Die Dörfer in der Heimat verlieren die Gesichter […] Weg von der Provinz ins gestaltlose Niemandsland […] Gesichter der Dörfler werden leer und ausdruckslos «) und verwende dazu Bilder und Metaphern, die an das »kurz zurückliegende Erleben seiner Kärntner Heimat « erinnern. Aber im Gegensatz zu den Verantwortlichen und deren Mitläufern, die über den Missständen im Land »ihre Augen verschließen, […] erkennt und erleidet « er als Dichter. »Das Betroffenmachen und Berühren, das Vorausschauen und das Ahnen ist [dabei] die Sache des Poeten. « Und in der Art und Weise, wie er seine literarischen Bilder »poetisch und dialektmäßig « einsetzt, gibt er – auch in enger Verbundenheit mit den Kärntner Slowenen – »seinen­ Landsleuten die Sprache wieder «.
Für Haid ist Bünker ein »Liebes- und Todes­lyriker«, der wie Christine Lavant, die zwar »schriftdeutsch schrieb, aber im Dia­lekt dachte «, seine Gedichte genauso »bilderreich, verschlüsselt, aus der lebendigen, wirklichen Volkspoesie kommend, in Bildern und Sprache vollwertige Ausdrucksmittel der eigenen Kultur « schreibt. Es sind »die poetischen Bilder einer scheinbar längst entschwundenen Welt «, die »gleichzeitig Dokumente einer hochstehenden Provinzkultur « sind.
Drei Aspekte zeichnen Bernhard C. Bün­ker­s Poesie im deutschen Sprachraum als einzigartig aus: Zum einen ist Bünker »trotz der archaisch-altertümlichen Sprach- und Gedankenwelt modern «, zum anderen spiegelt sich in seinen Gedichten eine »Verhaltenheit und eingehaltene Trauer « wider, die nicht dreinhaut oder niederbrüllt, sondern in ihrer »unterdrückten Wut weint «, die »den Mond und den Wind an seiner Stelle trauern [und] den Tod mit seiner weißen Magd mit weißen Mohnblumen in der Hand kommen « lässt.
Schließlich stehen seine »Liebes- und Todes- oder Todes- und Liebesgedichte […] in einer Art Wahn, in Todessehnsucht und Trauer, aber in großer Intensität. [Es sind] Bilder und Gedanken für das Erlebenkönnen, für das Mitfühlenkönnen und der Traurigkeit «.

Bei Hermagoras erscheint 1991 eine Sammlung von Texten und Gedichten im Kärntner Dialekt mit dem Titel Dazöhl (nix) von daham. Hans Jörg Waldner steuert das Nachwort (14) bei. Er interpretiert Bernhard C. Bünkers Texte als eine »Symbiose von
Poesie und Widerstand.« In dieser Verbindung von epischer Beschreibung und lyrischer Empfindung wird der Leser mit der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit Kärntens konfrontiert.
Die Texte thematisieren die Sehnsucht eines verlorenen und vereinsamten Stadtmenschen (»obgsoffn in da traurigkeit, … «) nach Heimat (»lei ham «), in der sich aber die Vertrautheit und Geborgenheit vorgaukelnden Dörfer seiner Kindheit als desillusionierende Orte der »Angst, Hinterhältigkeit « und Niedertracht entpuppen. Bünkers »daham« sind keine nostalgischen Kindheitsorte, sondern kennen die zerstörerischen »Mechanismen in Industrie, Fremdenverkehr und dem Landleben im Allgemeinen.«
Bei der Frage nach dem soziokulturellen Hintergrund in Bünkers literarischem Werk gelangt Waldner zu einem ähnlichen Befund wie Hans Haid: Die Wut in Bünkers Texten schöpft aus seiner leidvollen Erfahrung des »Kärntnerischen«. Bünker bringt dabei ein zutiefst menschenverachtendes Gemenge literarisch auf den Punkt. Die »Bilder und Metaphern in seinen Gedichten [sind] karg, doch gestochen scharf.« Der Dialekt ist »souverän und kompromißlos  «.
Für Hans-Jörg Waldner ist Bernhard C. Bünkers Schreiben über die Heimat kein larmoyantes Gefasel der »Heimatverschönerer« und »Grenzlandkameraden «, sondern die aus seinem sozialen Gewissen angetriebene Zurückführung eines nationalistisch und völkisch vereinnahmten Heimatbegriffs. Die Gedichte und Geschichten, die von unbändiger poetischer Kraft zeugen, ergreifen dabei immer »Partei für Benachteiligte, Gegängelte, Bevormundete  «.

Das Nachwort des Basler Mundartautors, Theater- und Radiomannes Julian Dillier zu Nochamol z’rucklafn (Verlag Heyn 1988) vermerkt eine »selbstkritische Inventuraufnahme zum 40. Geburtstag«, eine Art Beichte und Bilanz. Es ist »ein Geständnis ohne Angst « (15), bei dem Bünker nicht bloß zurückschaut, sondern seinen bisherigen Lebensweg zurückläuft, »gewillt, seinen Weg zweimal zu gehen, […] weil es ihm ist, es müsste dies und das anders werden.« Dabei erinnern die aufgesuchten Orte – allesamt Stationen seines Lebenslaufes – an »Kreuzwegstationen« oder an »Rastplätze, auf denen man gerne verweilt, weil sie an Gutes oder vielleicht auch wohltuend an Schmerzliches erinnern «. (16)
Trotz dieser tröstenden und gar heilenden Konnotation, bescheinigt Dillier den Gedichten einen elegischen Grundton. Nur »in wenigen schimmert Zuversicht auf, [etwa] wenn die Rede ist von lieben Kreaturen, von Bienen, Schmetterlingen.« Vielmehr ist für ihn in Bünkers Gedichten »die Rede von Enttäuschungen […] Oft zittert auch Angst mit, etwas zu verlieren, spricht er seinen Monolog über Brüchigkeit der Gefühle, über Freundschaften, erinnert er sich an Erfahrungen, zigeunert [sic!] er durch Landschaften der Traurigkeit, dann wieder durch Landschaften, die ihn an eine Heimat erinnern, wo man sich wohlfühlt, […] der immer noch die KZ-Beule anhaftet.« Um schließlich im pessimistischen Ton zu resümieren: »Es ist nichts mehr wie früher, aufbewahrt bleiben nur die Erinnerungen. « Schwarze Vögel, Kirschbäume im Schatten, schmerzende Schneenadeln, verbrannte Hände.

In dem Auswahlband Lei nit lafn onfongen (mit Schallplatte), 1988 im Krefelder Van Acken Verlag erschienen, meldet sich Hans Haid mit einem Nachwort neuerlich zu Wort.
In seinen Ausführungen zu den Texten in Kärntner Dialekt (17) stellt er Bernhard C. Bünker als einen »aufsässigen, querköpfigen, poetischen Heimatdichter « vor, der auch aus Angst vor »den Marschierern, den braunen Heimatdienstlern, den Betonierern, den Staumauerverbrechern « gegen das große, von diesen verursachte Leid anschreibt. Dabei sich aber selbst aussetzt und exponiert »als Leidender, als Schöpfer, als Künstler, [und] als Rufer « immer »ganz vorne mit dabei « ist. Haid zählt die Gedichte, die von einer »schlichten Bildhaftigkeit wie in allerbester Volkspoesie « getragen sind, zu den besten Dialektgedichten; immer mit Blick auf den vielgestaltigen, kulturellen Hintergrund Kärntens: »Durch und durch slawisch ist die schwere Bilderwelt. « Bünkers Liebesgedichte – Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Geborgenheit – sind für Haid jenen H. C. Artmanns mehr als ebenbürtig.
Haid sieht Bünkers Antrieb zum Schreiben im »Haß und [der] Traurigkeit « eines »Grenzgängers « (»Immer hart an der Drau […] bei den Slowenen, bei seinen Freunden, bei seiner slowenischen Freundin, bei den Schwächeren, den Getretenen, den Grenzgängern. «) gepaart mit einem zerbrechlichen Heimatverständnis (»Konflikt mit der schwarzen Angst und dem braunen, dem deutschnationalen Heimat-Dienst «).
Das Vorwort zu seinen Satiren (Verlag Buchkultur, 1990) verfasst schließlich der langjährige Freund und Schriftsteller Manfred Chobot.(18) Er hält über Bernhard C. Bünker alias Florian Leposchitznig, »Kärntner aus Passion und von Geburt […] «, Folgendes fest:
»Als Heimatdichter hat er sich auch auseinandergesetzt mit den politischen Verhältnissen in seiner Heimat, mit der Vergeßlichkeit mancher Politiker, mit dem, was nämliche Volksvertreter unter Kultur verstehen oder nicht verstehen, denn selbst der genialste Politiker ist auch bloß ein Mensch. […] Bernhard C. Bünker liegt etwas an seiner Heimat, er nimmt Heimatliebe  wörtlich und ernst, und er mißbraucht sie nicht als Vorwand, um Ungerechtigkeit und Verlogenheit unter dem verhüllenden Lodenmäntelchen der Heimattracht weiterhin ungeniert zu betreiben. Weil ihm die Heimat am und im Herzen liegt, schreit er und wehrt er sich, verteidigt sie.«
Um im Sinne des Heimatdichters Leposchitznig schließlich zu behaupten: »Der Wirklichkeit ist wirklich nur satirisch beizukommen. « Und letztlich auch nur so zu ertragen.

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Anmerkungen

  1. Bünker verwendet die Verse als Motto in: Nochama­l z´rucklafn. Büldaschticklen aus fost viazg Joa. Verlag Heyn, Klagenfurt/[Celovec] 1988. [=Bünker, z’rucklafn]
    »Und kimmt da schwoaze Vogl hea / dem wüll i mi eagebn – / Hob donn ka Ongst vuam Schteabn mea / Fiacht mi nit mea vuam Leben […]« (nach einem alten Volkslied)
  2. Nach Bernhard C. Bünkers Tod 2010 wurden bisher vier weitere Bücher mit seinen Texten veröffentlicht.
  3. Bernhard C. Bünker: Schwoaze Blia fia di. Klagenfurt/Celovec, Ljubljana, Wien/Dunaj, Hermagoras/Mohorjeva 1993; S.5 [=Bünker, Schwoaze Blia]
    »[…] die Welt der Dichter ist nicht die Schöpfung tieferer Einsicht, sondern heftiger Sehnsucht […] «. (Thornton Wilder, Die Iden des März)
    »[…] während des Tages versuchte ich den ausgelegten Fallstricken zu entgehen, und die Nächte waren voller unsagbarer Greul […]« (B.[ernhard] C. Bünker, Tagebucheintragungen, Sept[ember] 1979)
  4. Bernhard C. Bünker: Des Schtickl gea i allan. Klagenfurt/Celovec, Carinthia 1980; S.68 [=Bünker, Schtickl]
  5. Bernhard C. Bünker: zommengetrogn. Werkauswahl. Hrsg. v. Wilfried Gindl. Mit einem Nachwort von Hans Haid. Klagenfurt/Celovec, Edition Carinthia 1995; S.214ff.
  6. Bernhard C. Bünker: Dazöhl (nix) von daham. Texte und Erzählungen im Kärntner Dialekt. Klagenfurt/Celovec, Wien/Dunaj, Hermagoras Verlag/Mohorjeva založba 1991; S.5 [=Bünker, Dazöhl (nix)]
  7. Bernhard C. Bünker: De ausvakafte Hamat. Friedl Brehm, Feldafing 1975; S.3
  8. Bernhard C. Bünker: Ongst vua da Ongst. Carinthia, Klagenfurt 1978; S.101 [=Bünker, Ongst]
  9. Bünker, Ongst aaO. S.102
  10. Bernhard C. Bünker: Wals die Hamat is. Eine Fettfleck–Sonderausgabe. Herausgegeben von Antonio Fian. Fettfleck – Kärntner Literaturhefte, Spittal a. d. Drau, Wien 1979; S.6ff.
  11. Bünker, Schtickl aaO. S.66ff.
  12. Bünker, Schtickl aaO. S.67
  13. Bernhard C. Bünker: Wonns goa is. Texte im Kärntner Dialekt. Heyn, Klagenfurt 1984; S.5ff.
  14. Bünker, Dazöhl (nix) aaO. S.166ff.
  15. Bünker, z’rucklafn aaO. S.112
  16. Bünker, z’rucklafn aaO. S.111ff.
  17. Bernhard C. Bünker: Lei nit lafn onfongen. Texte im Kärntner Dialekt. Mit Schallplatte. Van Acken, Krefeld 1988; S.73ff.
  18. Bernhard C. Bünker: Satiren. Mit einem Vorwort von Manfred Chobot. Verlag Buchkultur, Wien 1990; S.9

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Eine Annäherung an den Loosdorfer Dialektlyriker Walter Seisenbacher (1951–1983)

von Mario Huber

Mit herzlichem Dank an Traude Seisenbacher für ihr Einverständnis, Seisenbachers Gedichte in diesem Umfang verwenden zu können

Irgendwo fremd zu sein ist auch ein Vorteil. Wenn die Dinge sich nicht sofort in verwandten Bahnen bewegen, Kauz und Kuckuck schreien und der aufgetischte Schotter unter den Reifen knirscht. Langsamer werden, Radio aus, Fenster runter. Warten und nachdenken – und sich fragen, wo man da eigentlich gelandet ist, mit seinen verstaubten Kotflügeln. 

Die überschaubar wenigen Gedichte von Walter Seisenbacher (1951–1983) aus Loosdorf in Niederösterreich sind in diesem beweglichen und zugleich festgefahrenen Sinn fremd. Gehen fremd. Fremdeln. Sind weit weg vom gewöhnlichen Heimatverklären der gängigen Dialektliteratur. Damals und heute. Ein Gedichtband, ein paar verstreute Texte in längst vergessenen Literaturzeitschriften graben in der Wildnis des österreichischen Sprechens und Denkens ihre Bahnen. Eine unbegreifliche, abhandengekommene Welt wird dem Verstehenwollen ausgesetzt, ihre Aufnahmebereitschaft hält sich aber bedeckt und hütet sich. Lüftet nichts, nicht einmal zum Gruß.

Seisenbachers Welt ist sehr kalt: Hier hört und sieht und fühlt niemand jenseits der eigenen Körpergrenze. Und wenn doch, dann hat er oder sie es gefälligst für sich zu behalten, Passierscheine werden nicht ausgegeben. Probieren kann man es ja trotzdem. Begleitet wird jede Aufzeichnung der Übertretungsversuche von Frage- und Rufzeichen. Antworten bleiben aus oder sind verheerend. Irgendwo ist die Kette schon lange gebrochen.

probias amoe aus!

probias amoe aus
waunz da recht drekig ged
und schtöö di mitn untad leid
und los aussi deine uakrämpf
und schrei:
höefz ma!
i brauch wen!

oda: 

probias amoe aus
waunz da recht leiwand ged
und schtöö di mitn untad leid
und loch an jedn ins gsicht
und schrei:
waunz wen brauchz –
i, i hüf eich!

probias amoe aus
probias amoe aus
und i garantia da:
so 
oda 
so:
de fian de afoch o. [1]

Die nicht einmal 60 veröffentlichten Texte Seisenbachers zeigen ein einseitiges Sprechen, ein Redenwollen, bei dem nur der Durchschlag weitergereicht wird oder das Gegenüber längst weitergeblättert hat. Keine Widerrede wird gegeben, das Befolgen von Regeln steht im Mittelpunkt der Familienbilder mit Diwan und Psyche. Vor allem dieser Erbkern zieht seine Kreise, in allen Farben eines sehr ungemütlichen Regenbogens.

wos a kind heitzudog oes gsogt kriagt

du, mia foan jetz! und waasd eh:

waunz finzta wiad, gesd schloffn!
los ned den küschraunk offn!
mid mixa schbün is gfealich!
bleib imma braf und ealich!
fagis a ned aufs woschn!
du waasd, du soesd nix noschn!
moch uadnung in dein zimma!
den lula brauch ma nimma!
und wosch da a dein hoes!
(da libe gott siach oes)
und schoet den feanseha oo!
und bitte gee aufs kloo!
und leg di pünktlich nida!
zum frühschtük siaxt unz wida!

tschüss! [2]

Wie die andere Seite der Ermahnungen und Drohungen schließlich damit umgeht, ist im einzigen, postum veröffentlichten Gedichtband Grauer Schmetterling, gleich auf der folgenden Seite nachgezeichnet. Eingedenken in den Familienbenjamin, der die Vorerfahrenen in sich und auf sich zu spüren bekommt. Die Angst vor der Hilflosigkeit der Eltern, die Angst vor der nicht gewürdigten Anstrengung, vor der vermutlich mundabgesparten Gabe, treibt ihre schlumpfigen Früchte.

gebuazdog

a duatn – a hosn
und schlumpfi a poa
da foda is bsoffn
und foad ma duachd hoa

a mädschbox – a biachl:
„schlumpfi schlumpfd am zaubersee“
die mama mochd benco
und fian fodan an kafee

a lego – a füzschdift
a schlumpfiquardett
mei schwesta hod kopfwee
und ligt scho im bett

owa i, i muas aufbleim
und mi gfrein wia a noa
sunst griag i a dädschn
(so wia im furign joa) [3]

Später wiederholt sich die Szene wieder und wieder, durchaus mit wechselndem Personal. Die überantworteten Hülsen einer zur Schau getragenen Meinung stanzt da auch ein Lehrkörper in das zu prüfende Gefäß. Ein Loch ist im Eimer, i bin fola lecha [4] nennt Seisenbacher ein Gedicht. In Klassenräumen und ähnlichen Kämmerlein ist das Sprechen des maßgeblich Versiegelten schon so weit gediehen, dass die hingerotzten Gemeinheitsplätze ungefiltert zurückgeechot werden. Der Beruf führt verschließlich zur Einberufung.

de leazeid is ka leere zeid!

in meina leazeid haums ma
lauta wichtige sochn beibrocht!
zum beischbüü waas i jetz:

das mei masta imma recht hod,
und das de geweagschoft imma liagd.
das unsa bedribsrod schau long nimma gwöed kerad,
und das da schef a neiche freindin hod,
und das de freindin unsa leamensch is!

i waas jetz aa:
das de leabuam muazdrum frech san,
das de tschuschn schdöen und liang dan,
das aum heisl imma graugt wiad,
und das ma fia de übaschdundn
kan groschn mea zoed griang!

und das unsa geweabe aum saund is,
und das ma woascheinlich
e boed zuaschbean kenan –
und das ma olle midanaunda
sowieso de ewig augschmiadn san –
das waas i jetz aa!

in mein gsöenbriaf schded:
i hob mein „Lehrziel mit Erfolg erreicht“! [5]

Doch noch ein Schmunzeln, vielleicht. Angekommen, erreicht, ja. Eine Auskunft darüber, wo das jetzt ist, lässt sich aber weder ergattern noch ergaunern. Vielleicht doch umkehren? Eine Wurzel des Kreislaufs, der das sündige Denken in den sündigen Körper leitet, ist auch in der niederösterreichischen Pampa die katholische Kirche. Dort werden die sündigen Taten, die sich über die sündigen Hände, Finger und das wahnwitzigste aller sündigen Glieder in die Welt ergießen, erst frisch hergestellt und rissverpackt mitgenommen. Alpha und Romeo, lebenslange Garantie. Glaubt man den Aufzeichnungen von Trude Marzik, die Seisenbacher einige wenige Jahre mit unterstützenden Worten und Briefen begleitet hat, war allem Vorbehalt zum Trotz ein gewisser Pater Michael ein Freund der Familie.[6] Ein typischer Widerspruch im Land der TöchterSöhne, der sich gut zum Versteigen eignet. Das lassen wir aber.

mid da tauf faungz au

kaum woar i auf da wöed,
haums mi gschnappt
und in a kiachn drong
und tauft.

oba i hob ned woen.
und rechd gschdramped.
und laud gschrian.

da pforra hod glocht!
de mama hod glocht!
de fawaundn hom glocht!
da papa hod fotografiat.

und jetz auf amoe
woar i a grist!
reingwoschn.
unschuidig.
sindnfrei.

und wäu i jetz
a brafa grist woa,
hob i betn gleant.
hob i a schuzengal griagt.
hob i fom himmifata dramd.

und wäu i jetz
a brafa grist woa,
haums ma gsogt:
walta, waunzt aufs topal gest,
schbüü di jo ned midn lulu!

und ois brafa grist
bin i in da schui
in religionzuntarichd gaunga:
lauta remische ansa!

und oes brafa grist
waor i natüalich a ministrant:
mia radschn, mia radschn
den himmlischen gruas…

und ois brafa grist
hob i a schlechz gwissn kobt,
waun i ma hamlich
im doktabiachl
a nokate frau augschaud hob.

und ois brafa grist
hob i ma nie draud
das i a mal augreif
und zoat schdreichld.

und ois brafa grist
hob i kiachlich
und jungfräulich keirat.

und ois brafa, brafa grist
hob i mei kind sofuat
taufn lossn!

oba,
schdöezz eich fua:

dea bua hod ned woen.
dea hod rechd gschdramped!
und laut gschrian!

i hob e a poa foto gmocht.
woaz, i zags eich schnöö.

wo hob is den? …
wo hob is den? [7]

Der Vater, der Sohn, der heilige Kreis. Eine Biografieangabe, eine verendende Geschichte im dunklen, heimischen Nestbeschmutzungsgang. Man tut eben, was sich gehört, wann es sich gehört und mit wem es sich gehört. Gefühlt wird, ja, aber mit den Händen immer in Sichtweite. Was hinter den geschlossenen Türen für Anstalten gemacht werden, wer dann da wirklich was tut, das übergeht man lieber. Wer bei Seisenbacher spricht, ob er seinen eigenen Abgekommenen beobachtet oder ob er sich in seine eigene Kinderstube zurückdenkt, bleibt offen. Zeit spielt eine untergeordnete Rolle in diesen Texten, kommt doch alles alles alles immer immer immer wieder wieder wieder. Kreiselt, bis es eben nicht mehr geht.

mei klane schwesta

mei mama woa im schbidoe
und wias zrugkumma is
hoz a klans puzal midbrocht.

des is dei schwestal
hoz gsogt:
des muast geanhaum.

mei mama is jetz gaunz aundas.
den gaunzn dog
und de hoabate nocht
drogz des puzal umadum!

oba fia mi,
fia mi,
hoz ka zeid,
hoz ka zeid mea,
fia mi…

maunchmoe,
waun de mama
gschwind in d kuchl ged
renn i zum kindawong
und zwik des puzal
gaunz fest in de waungan
oda reiss be de fiass
oda faschdek eam in lula.

daun faungz au zum plazzn,
bis de mama kummt,
und de mama schreit a:
los des puzal in rua!!
dea den puzal ned weh!!
des puzal is noo zklaa
zum schbün!
gee in dei zimma!

waun do de mama
daumoes ned in
des komische schbidoe
gfoan waa!

i wia mei klane schwesta
nia geanhaum kenna … [8]

Der will doch nur spielen, reimt mann und frau sich händeringend zusammen, damit die Welt sich nicht in bessere übergeben muss. Kurz zusammengeschlagen. Der Kreisel eiert, er zeigt auch Veränderungen. Nicht alles bleibt, wie es ist, manches wird sogar schlechter. Dabei gibt es immer wieder Versuche, jemanden in die eigene Wahrnehmung einzuladen. Mal zeigend, mal hinweisend – es ändert sich viel, gebaut muss schließlich werden. Gerade am Land, wo doch so viel Platz ist. Woher wüsste man überhaupt, wie Natur auszusehen hat, wenn es nicht den BillaSparHoferMondoparkplatz gäbe?

i zag da wos:

schau!
duat om.
zwischn de heisa,
des schdikl weis – 
des is a woekn!

schau!
duat
zwischn da schtrossn,
des schdikl grea – 
des is a gros!

schau!
duat hintn,
wos des neiche
kaufhaus baun – 
des woa
bis jetzt
a pak!
schau!
gschwind schau!

a eichkazal.
a eichkazal …
odar woas a rozz? [9]

Zwischen den ganzen Anrufungen, von Bonifatius bis weiter unten im Heiligenlexikon und den ausgebliebenen Antworten von weit näher am Herzen und Ort des Huthinhängens kommen dann doch kleine Oasen des Miteinandersprechens. Aber die Antwort, die man möchte, muss man sich erst zurechtschnitzen, wenn man nicht schnell die Fenster wieder hochkurbelt, hochkurbeln muss, und sich unter den Scheibenwischern versteckt. Dieses Witschwatsch und Zischkrach hinter der Scheibe ist zumindest bekannt. 

easchte libe

mia maum a mal in da klass.
de mizzi is. aus sizzntoe.
waun mi de auschaud, wiad ma haas.
de mechd i heiratn amoe!

si schaud so wiar a fümschdaa aus –
de wangal rod, de zepf so laung.
heit hauma zwaa schdunt frira aus –
i gee in park, woad auf da baung …

und waunz fabeikumd, schpring i auf.
und schrei: mizzi! sizz di hea zu mia!
jo kumsd den ned fa söeba drauf
wia grosse sehnsucht i faschbia?

i schdee auf dii! i hob di gean!
du bist mein traum, mein lebn.
du muast amoe mei weibal wean!
i wia da ollas gebn!

do fliang de zepf! und di mizzi locht!
si schaud mi gliklich au.
und daun sogz: guat is! obgemocht:
du wiasd mei easchta mau! [10]

Die Enttäuschung ist groß, erster sein zu dürfen, liest man in den Text rein, wenn man ihn neben den anderen röntgt. Ein läufiges Leben steht in den Kinderbeinen und dazwischen also im Melker Umland schon fest. Welchen Unterschied ein Wörtchen machen kann. Schweigen wäre [unleserlich]. Eins, zwei, drei: Zählbar wird das Leben viel zu leicht und damit schwer, auch wenn es um andere Freundschaften geht. 

meine habara

untatitl:
da egon, da schual und da bert –
a so a freindschoft is wos wert!
[…]
und wos ma de weat is, des sog i eich aa:
im gaunzn schau sex hundata!! [11]

Geburt, Kindheit, Ausbildung, Kirche, Liebe, Freundschaft: Wenig bleibt, was hier dem Dasein zugutegehalten werden kann, wie es scheint. Kalt ist’s hier, wie gesagt, ziehen tut’s, gerade hin und weg vom Herzen. Denn die Wegweiser kann man durchaus umdrehen, sich gegen sich selbst richten, erstmal in der sanften, nicht der vorwegnehmenden Art und Weise. Der Versuch der Selbstbesserung, ver und überhaupt, eines Ausbrechens aus dem ewigen Kreisen und Bausparvertragseinzahlen.

medidation
waun i meditian wüü
daun moch i oes easchtas
imma de fenzta zua
und gib de rollo oba.

daun zint i a poa keazzn au
und a poa indische reichaschdabal
und an glan kessl mid an weirauch.
daun moch i an tee
leg a saunfte plottn auf
und bind ma meine hoa hint zaum.

daun ziag i mi um
und hoe mei afghanische dekn
und probia drauf den sünburmesischn
lotusblütnsitz.

daun les i noamoe noch
im „großn jogabiachl“:
wiar i sizzn muas
wiar i otmen muas
wiafüü zeid i hob
und wo des dritte aug hinleicht.

daun faung i au
zum meditian…

meditian des haast:
ollas ringshearum fagessn. [12]

Fast müsste einem beim Lesen ein Lachen auskommen aus der fast schon zugeschnappten Falle. Ertappt beim Einkaufen für zukünftige Heilsversprechen, fühlt man in der Meditation den eigenen Pulsverschlag. Wissen macht halt noch nichts, die Selbstbeobachtung führt nicht unbedingt in die Bedingungslosigkeit, denkt mann und frau vielleicht außensichtig. Vielleicht nochmals die Blickrichtung ändern, wenn man denn schon schoßige Wurzeln geschlagen hat. Den Feldstecher auf die anderen richten. Die Ablenkung, das Dazugehörenwollen, das Ameigenenstatusarbeiten kann doch ebenso ein Einrichten in der Welt sein. Endlich die Vielfalt erkennen, die man bis zum Ende wenn nicht in-, dann zumindest kohabitiert. 

da fäabige feanseha

heit haum ma se an kaft.
und jetz is eascht drei!
oba unta da wochn faungt s feansen
eascht um hoeba sexe au.
(s testbüd is zwoar a schee fäabig –
oba des wiad ma schau laungsaum fad)
heit schpüns zeascht an französischkuas:
paale fuze wuu? (in foabe!)
daun s östareichbüd:
(i bin neigierig, wia de klinga augschmiad is)
nochhea:
zeid im büd
(s easchte moe a rotes bluat!)

schbeda is a oeda heimatfüm.
(in schwoazzweiss? – de oaschlecha!)
daun is no da club zwaa
(ob da nenning schau graue hoa hod?)

und nochhea?

is leida schluss.

hofndlich gibt dea klane gschropp
oba heit a ruah! [13]

Aber auch hier wieder Überforderung, abdriften, wegdriften, der einzige Wunsch, wie es scheint: den Sohn oder die Tochter, geschlechtslos im Angesicht des Herrn, aus den Augen und Gedanken verlieren. Wenn der Tank bereits leer ist, möchte man meinen, und auch sagen. Weiter weg, nicht nach innen, auch nicht nach außen blicken, wirklich die Beine in die Hand nehmen und in die echte Fremde, ein anderer Ort, eine andere Zeit fast. Eine bessere Vergangenheit, eine einfachere Zeit, die man sich zusammenreimt. Auch das passiert jenseits des üblichen Dialektheimatkitsches, mit dem Muatal am Herd und dem Vota mit der Pfeifn in der Stubn beim gemeinsamen Beten. Weg aus dieser fremden Welt, mit ihrem Konsum und ihrer Kälte, „FROMMer“ werden, wie Seisenbacher in einem Inoffiziellen Lebenslauf [14] schreibt, der in seinem Gedichtband abgedruckt ist und der stückelweise mehreren Briefen an Trude Marzik entnommen ist. Frommer im Sinne des Analytikers Erich Fromm, den er gerade gelesen hatte. Durch die Scheibe führt der Weg, vorbei an den Wischern, vorbei an der wirklichen Welt in eine zusammengesponnene, eine redaktionell bearbeitete, eine Abenteuerwelt. In erlesenes Sein.

der ruf der wildnis

i hob an füm gseng.
im feansen,
üba alaska.

schdöez eich fua:
duatn gibz heite no,
in unsara modeanen zeid,
trappa!
foenschdöla!
goedgroba!
und woefsbluadige schlittnhund!

genau a so
wiar in de oedn biachl
fom tschek london.
i wüü jetz nimma fakeifa wean –
beim hatlaua – so wia mei papa.

i wüü a nima in i hechare schui,
und rechd gschdudiad wean –
wia sis mei mama oewäu eibüt …

[…]
i mechad fuat!
waunz ged no heid.
[…]
(pfiad eich, leid) [15]

Pfiad di. Das Ende von Walter Seisenbachers Leben muss nicht erzählt werden, die Minusrechnung der Jahreszahlen ergibt schon im Überschlagen das richtige, wenn auch tatsächlich falsche Ergebnis.

Der löchrige Walter wird soweit eine Leerstelle bleiben. Seisenbacher, von dem Jörg Mauthe nur zu schreiben weiß, dass er unwissend neben ihm gesessen und ihn nicht kennengelert habe, weil er da war, „ohne auch nur einmal den Mund aufzutun“ [16]. Die Texte sprechen, mit ihrem eigenwilligen Sagen, ihrem um Verständnis ringenden Insistieren, ihrem Fragen und Rufen. Vielleicht findet sich auch heute noch kaum eine Antwort. Zumindest kann man die Anliegen weitergeben, durchreichen, bevor man sich seine Flügel putzt und in bekanntere Gebiete weiterfliegt. Gerade, wenn sie einem zunächst ein wenig fremd erscheinen. 

*****************************

  • Literatur von Walter Seisenbacher
  • Walter Seisenbacher: Grauer Schmetterling. Niederösterreichisches Pressehaus 1983.
  • „i suach auf olle schdean“. Gedichte von Walter Seisenbacher. in: Wiener Journal November 1980, S. 20. [Texte: hüfe; i zag da wos:, de technik; mia brauchn kann kriag mea; epilog]
  • Gedichte. in: das pult. literatur kunst kritik 59 (1981), S. 13. [Texte: i zag da wos; moxd mi nimma?; de technik]
  • meine habara. in: Bakschisch. Zeitschrift für humorvolle und skurrile Texte 3 (1981), S. 21.
  • buschwindröschen. in: Bakschisch. Zeitschrift für humorvolle und skurrile Texte 4 (1982), S. 60.
  • i bin fola lecha. in: das pult. literatur kunst kritik 68 (1983), S. 69.
  • Gedichte. in: HEIMATLAND. Literatur aus Österreich 4 (1988), S. 120-121. [Texte: schbed – oba do; duat in da wisn ligt ana]

Literatur über Walter Seisenbacher

  • Jörg Mauthe: Walter Seisenbachers Gedichte. in: Wiener Journal November 1980, S. 20.
  • Trude Marzik: „Es muass do irgendwo an Weg gebn. Eine Dokumentation in memoriam Walter Seisenbacher“. Österreichische Nationalbibliothek, Literaturachiv. Nachlass Trude Marzik (LIT 452/17/W17)

Traude Veran: Gedanken zur Dialektdichtung

Traude Veran: Gedanken zur Dialektdichtung

Gerade habe ich ein Büchlein mit Dialekhaiku herausgebracht, daher möchte ich meine Gedanken zum Teil an dieser japanischen Versform festmachen. Haikudichter*innen in Österreich haben schon öfters Dialektstrophen verfasst, die meisten von ihnen aber nur sporadisch und, so kommt es mir vor, ein wenig vorsichtig: Ja, derf ma denn des?

Ich meine, all die vielfältigen Dialekte unseres Landes haben es sich verdient, in jeder Form der Lyrik ihre Wirkung zu entfalten. Liebe Dichterinnen und Dichter, gebt Euren Gedanken auch im Haiku so Ausdruck, wia eich da Schnowe gwoksn is! Andernorts geschieht es auch, und das recht erfolgreich:
In der letzten Zeit führte mich die Beschäftigung mit der Haikudichtung zu Texten aus dem Niederdeutschen. Das ist an sich kein Dialekt, besitzt aber innerhalb seiner Verbreitungsgebiete verschiedene Ausprägungen, also Dialekte.

In Pättkesfahrt ersann Pitt Büerken zunächst Haiku im Münsteraner Platt und fügte dann erst die hochdeutsche Version hinzu. Ich konnte all die geschilderten Episoden mit großem Vergnügen auch in meiner Heimat finden und übersetzte oder versetzte das Buch kurzerhand nach Wien: Radln auf Wegaln.

Das Land so weit von Gerhard Stein entstand als schriftsprachliche Version; Stein vertraute es Marianne Ehlers zur Übertragung in‘t Plattdüütsche an: Das Land so wiet. Dieses Werk, eine Liebeserklärung an Schleswig-Holstein in Haikuform, gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Es macht mich mit der Heimat meiner Schwiegertochter, die ich persönlich leider nie besucht habe, vertraut.

Die beiden Formen, die uns in diesen Werken begegnen, sind zwei recht unterschiedliche Dialekte des Niederdeutschen. Sie werden neben der Standardsprache gleichberechtigt verwendet und liebevoll gepflegt, vielleicht mehr noch als die Dialekte in manchen Regionen Österreichs.

Waune wos moch, wülle aa wissn, wose dua. Krame also ein bissl im sprachlichen Hintergrund.

Schreibregeln

Im Wienerischen kenne ich mich ganz gut aus – und selbst da geschah es vor kurzem, dass ich mit einer anderen Autorin über Kreuz geriet, was die „echte“ Aussprache betrifft. Die Unterschiede beginnen, wie ich nun weiß, bereits unterhalb der Bezirksebene. Von den vertikal aufgetürmten gar nicht zu reden. Das zeigt mir, wie verdienstvoll die Heroen der deutschen Sprache waren, die in den vergangenen beiden Jahrhunderten dem schriftlichen Ausdruck ein strenges Reglement verpassten – damals wie heute zum Leidwesen nicht nur der Jugend.

Glücklicherweise können wir unsere Dialektvielfalt in der Dichtung, besonders in der Lyrik, unbekümmert ausleben und aufschreiben, wie abenteuerlich auch immer. Dies bewerte ich als wohlverdienten Ausgleich für das strapaziöse, wenngleich notwendige Korsett, das uns die Firma Duden im schriftlichen Alltag anzulegen bemüht ist.

Ausdrucksweise

Der Dialekt ist eine sture alte Mähre und lässt sich von poetischer Raffinesse nicht antreiben. Er sagt, was er muss und er sagt es genau so, wie er will. Manchmal will er es kurz und prägnant. „Das dem Plattdeutschen innewohnende Lakonische und Unaufgeregte“ (Gerhard Stein) findet sich auch im Wienerischen:
weus woaris … – nicht „Und das ist die Wahrheit!!“ (Veran)

Dialekt ist aber mehr: Er sperrt sich gegen jede artifizielle – man könnte auch sagen elaborierte – Ausdrucksweise. An den Wortarten fällt das sofort auf: Die Umwandlung in Nomen, ein häufig gebrauchtes – und verbrauchtes – Stilmittel, prallt an ihm ab:

ringsumher Stille > rundümto is‘t still (Stein)
nee owwer auk! > Überraschung! (Büerken)
ausn Fensta schaun > Blick aus dem Fenster (Veran)

Die Nomen vermeidende aktive Rede kann in manchen Fällen auch dazu führen, dass die Zeilen ein wenig länger werden:
tiefgefrorene Blätter / im Eis der Pfütze > Blääd sünd froren un liggt / in’t les vun’n Pool (Stein)

Hier wollte ich noch ein Beispiel von Büerken einfügen, aber – es gibt keines! Ist ja auch verständlich: Er fing in Platt an. Und da Verben in hochdeutsche Sätzen genauso gut hineinpassen wie Substantivierungen, musste er die Struktur beim Übertragen nicht verändern. Aber umgekehrt – die gestelzten Versalien lassen sich in Dialekttexte nicht hineinzwängen.

Beeindruckend, wie anschaulich Dialekt sein kann:
Zwei Kohlweißlinge / flattern eng umeinander – fladdert um un um tohoop (Stein)
da Schdrossnkeara / hod an Lenz – der Straßenkehrer / hat nicht viel zu tun (Veran)

Bei biedermeierlichen Texten wirkt die (moderne) Dialektfassung natürlich besonders drastisch:
Der Reif hatt’ einen weißen Schein / mir übers Haar gestreuet; (Wilhelm Müller, Die Winterreise 14: Der greise Kopf)
… sogoa meine schwoazn Hoa haum weiß gschimmat / wiara Heulichnschein
(Petra Sela, Winterreise weanarisch)

Die folgende Nachdichtung zeigt die ungebremste Kreativität, wenn es darum geht, einen Sachverhalt treffend, so knapp wie möglich und mit allerhand Ungesagtem im Hintergrund auszudrücken. Und auch in der schwärzesten Verzweiflung funkelt noch ein Stückerl Selbstverarschung. Das ist natürlich sehr wienerisch, aber mir scheint, ganz allgemein dämpfen Dialektgespräche die großen Gefühle gern ein wenig ab, damit es nicht peinlich wird.

So zieh ich meine Straße / dahin mit trägem Fuß (Müller, Die Winterreise 12: Einsamkeit)

wiara bleiane Antn hatsch i / duach de Schdrooßn (Sela)

Wortkarg und wortreich

„Wir haben kein unnötiges Wort zu verschenken“, sagt Pitt Büerken von seinem Platt. Das ist aber nicht alles. Dialekt hat noch eine andere, gegenteilige Funktion, und da gibt es genug überflüssige Wörter – bildhafte Ausdrücke, die so manchen Lyriker beschämen könnten: Kreative Beschimpfungen erleichtern die Seele. Irgendwie gehört die bleiane Antn auch hierher.

Mein Dialekt hat einen altmodischen Wortschatz, ich gehe ja langsam auf die 90 zu. Er entstammt der Zeit, als die Straßenbahnfahrer noch aus ihrem Kabuff aussegmoschgat haum, wahre verbale Wimmelbilder in den Verkehr streuten:

oide Schaaßdromme, Fetznschädl, Huangfrasta olle midanaund …

Öha, das allein ist ja schon ein Gedicht! Ich hoffe sehr, dass die zunehmende political correctness die Produktion zeitgemäßer Schimpfwörter nicht allzu sehr einschränken wird.

(Text: Traude Veran, 2022)

******

verwendete Literatur:
– Büerken Pitt: Pättkesfahrt. Kurzgedichte in japanischer Tradition auf Münsterländer Platt und Hochdeutsch. Agenda Verlag, Münster 2021
– Büerken, Pitt und Traude Veran: Radln auf Wegaln. Pättkesfahrt im Wiener Dialekt. Österr. Haiku Gesellschaft, Wien 2022
– Franz Schubert’s Werke. Kritisch durchgesehene Gesamtausgabe. Serie 20. Lieder und Gesänge. Neunter Band. Von der „Winterreise“ bis zum „Schwanengesang“ 1827 und 1828. Leipzig Verlag von Breitkopf & Härtel. Ausgabe 1895
– Sela, Petra: A braada Weg waun’s schneibt: “Winterreise” weanarisch. Mit CD. Edition Doppelpunkt / Erika Mitterer Gesellschaft, Wien 1999
– Stein, Gerhard: Das Land so weit / Das Land so wiet. 75 Haikus aus Schleswig-Holstein. In‘t Plattdüütsche överdragen vun Marianne Ehlers. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014

Traude Veran, Geboren 1934 in Wien, gelernte Sozialarbeiterin, Psychologin, Erwachsenenbildnerin und Animateurin, arbeitete in Süddeutschland und einigen österreichischen Bundesländern, vor allem an der Integration behinderter und/oder benachteiligter Kinder.
Hat neben Fachbüchern etwa 30 literarische Bände verfasst bzw. übersetzt, vor allem Lyrik, aber auch Lokalhistorisches. Journalistische und Lektorentätigkeit, Mitarbeit an der Rechtschreibreform. Kunstfotografie, Collagen, Lesungen und Performances. Mehrere Auszeichnungen und Preise.
In den letzten Jahren befasst sie sich vor allem mit Haikudichtung und ist Ehrenmitglied der Österreichischen Haiku Gesellschaft ÖHG. Im Morgenschtean veröffentlicht die Autorin seit 1991.
In ihrer neuesten Publikation „Radln auf Wegaln“ hat Traude Veran die Haiku aus Pitt Büerkens „Pättkesfahrt“ (Original im Münsterländer Platt) ins Wienerische übertragen, wobei sie die Gedichte nicht bloß transkribierte, sondern „transkreierte“ (wie Büerken selbst es nannte).
(Sept.2022)

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