Hans Kumpfmüller: FRANZ STELZHAMER

Hans Kumpfmüller:
franz stelzhamer

da stelzhamer franz is a dichda quen. ea woa a kolleg von rumpfl ägidius aus oberfucking gemeinde samaskira do zschaddeng undd. ea woa a a kolleg vo da oberfellner zilli aus großweiffendorf zmettmoch drom. ea is owa a a kolleg von goethe quen dea owa de innviadla mundoadd goa ned amoi beheaschd hod.
da stelzhamer franz hod deologie schduddiad obwoi a e goa ned bfoara woan is. da stelzhamer franz hod xofn obwoi a goa ned amoi gnua gäid fiass dringa kobd hod. da stelzhamer franz hod kuad obwoi se des domois scho ned kead hod. an stelzhamer franz hods vo da lemsbo kaud & vo da keglbo homsn a aussekaud. da stelzhamer franz hod gschrim „dahoam is dahoam“ obwoi ea e nia dahoam quen is.
& drozdem miassn heid oille aufschde wonn des liad xunga wiad wos ea gschrim hod. da bfoara, da leara, da biagamoasda, da vizebiagamoasda, de eggonomieredde, de schauschneida, dbfoarakechen, da schuideana, dschuikina, da schdeiazola &
da londesheibdleng & sei schafea
an londesheibdleng sei schdoivadredda min schafea
an londesheibdleng sei frau & ia schafea
da beziaxheibdleng & sei schafea
da londesschuiinschbeggda & sei schafea
da beziaxschuiinschbegda & sei schafea.
wei ma heizdox wo ma schnäi foan & schwa dringa
mechd unbedingd an schafea brauchd.

aus: Hans Kumpfmüller: Goidhaum & Logahauskabbe. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 1997

Stephan Eibel: FÜR GERHARD JASCHKE

Stephan Eibel
FÜR GERHARD JASCHKE

das ganz große ereignis
nein nicht das!
das ganz ganz große ereignis
gerhard tot

am 8. soll er gstoren sein
dank ihm hab i verstandn
die niederflurstraßenbahnen
schließen vü z’schnell die türn

und selbstverständli wollt er lesen
an sein burtseltag – hab 
kan kalender – ober
7. april war gebongt

gerhard wara verschenka
hab i zu bettina vor jahrn gsagt
a schenka – großzügig und heiter
das einige als unterklassig verkanntn

tatjaschkeisch brachte er in die literatur
eine authentisch lässige lockerheit
die nicht in kategorien wie: „so was
is oba zu banal!“ zu erfassn is

ka noch so schwere aufgab
vermocht ihn in unfreiheit zwingen
er dozierte in der akademie der bildenden kunst
ostbahn kurti, günter brödl applaudierten mit den studenten

als dozent brillierte er imma auf den
stufen der ironie und absurdität
sogar beim briefe in kuverts steckn
in der gav lockerte er uns

und so auch sein schreibm
genial, neben nebensächlich
und niveau brechend einfach
und so lieb und warmherzig

 erst in den letzten jahren
lernt ich seine zornige seite
sein wollen ins gute, ins wohlwollende
ins gscheitere …

das bewunderte ich, die kraft
zur tat, wobei er diese gschicht hatte:
keinen körperlichen kampf
gewinnen zu können

 und ohne ingrid wär da gerhard
schon a a mensch gwesen
der si traut hätt, a genie zu sein
aber dank ingrid wald is er zu
einem geworden! gerhard for ever!

© Stephan Eibel , 2025

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Siljarosa Schletterer
BESAGTE NACHT

wenn der wind die gräser zerzaust
und dem see die schönsten locken schenkt
da holen wir das himmelsrauschen heim
messen sternfunkeln in traumweite
     unterm sterahimmel nennsch du s’dahoam
     dr tålkessel deckt ins mit gschichta zua
nua nachtfålter, ådler und d’sunnwendkäfer
zoaga ins‘n weg zum dem platzle des scho alleweil
a hintertiarle war in a andre walt
im feuerspiegel dann das wiederbegegnen
ein uferloses du – animalisch und warm
da öffne ich meine blüten den königskerzen gleich
bei dir pocht jahrtausendalter atem
     in die magie der sprachlosigkeit
     då bin i bei dir – inigekrocht
     in viel z’groaßes gwand und doch nackat
     nur d‘reach und a fux weras secha
     zuluage wia ma inser gschicht nüi schreiba
     mit herzpinsl und füarfårb


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