Marina Kircher
DÅ WERD MA HA:AS

Ålso i håb mein persönlichn Klimawåndl schon hinta mia. Wår nit so schlimm – für mi hålt. Wias für di åndan woar, kånn i nit så:gn. Åba es redn no ålle mit mia.
Åba hiatz is Muatta Erdn im Klimawondl und mia samma schuld. Wemma mia nua a bisale weniga umafliagn tatn und a bisale weniga hatzn tatn, war guat, så:gn se. 
Då werd ma ha:s!
Freilich sollt ma ålle mitanond nit går aso wiastn. 
Mias ma wirklich ålles hå:bn, wås åndare hå:bn?
Mias ma wirklich ålles tuan, wås åndare tuan?
De Klimaleugna håbn jå a recht, wenn se så:gn, des werma nit ändan kennan, solång de Industrie und de Wöltmächte und Großkonzerne sovü:l Dreck må:chn in da Luft. Do werma mia på:r Östareicha di Wölt nit rettn. 
Klimawåndl håts ållweil schon gebn, Gletscha sand fri:ra a schon gschmolzn. Des si:gt ma, wenn do hiatz Bama und Hinige, wia da Ötzi, ausa a:pan aus:m Eis. 
Und vüle så:gn, wånns wärma werd, brauchnd se weniga hatzn und weniga in Urlaub fliagn, weil do ises ba uns a sche:n wårm.
Då werd ma ha:s!
Freili håbts es recht, åba den letztn Klimawåndl, de Muatta Erdn ghobt håt, håben anige Årtn nit ibalebt. Und seima uns ehrlich, mia Menschn seind a nit sehr ånpassungsfähig. Freilich kånn i aufs Schneeschaufln gern va:zichtn, aufs Eiskråtzn am Auto a. Åba i mechat nit umanondla:fn bei uns, wånn de Luft voll is mit Insektn, so groß wia Taubn, da Gårtn volla Wualtschker, riesige Å:masn und giftige Beißwürm. Auf de Berg aufesteign brauchst dånn a neamma, weil de ke:mman oba ins Tål. 
Ållweil Bådewetta manst? Wo werst denn noachand bådn gehen, wånn da See lei mehr a dreckate, lauwårme Låkn is und da Båch a neama rinnt?
Oba i vasteh de Leit, wånn se så:gn: mia ke:mma nix dagegn tuan. Weil de, wås eps tuan khe:ntn, de:nnan is es wuarscht. Solang de a Geld vadi:nan und guat vaka:fn, wånn se Pickalan auf se:nane Såchn klebn: »klimafreundlich produziert« »klimaneutral« und åndare Augenauswischatexte. Und ålle derwegn no des blede Plastikgschreapach und de teppatn Stromfressa ka:fn.
Då werd ma ha:s! 


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

Elfi Neubauer-Theis
BLOSS EN VERGLEICH

Elfi Neubauer-Theis
BLOSS EN VERGLEICH

Wonn so e klons Vieh
sich abmecht un rumwälzt
weil en sei Fell juckt
des arm Vieh en schlimme Ausschlag hot
’s  kratzt sich dabbich
un schleckt un butzt
un beißt sich selwer
un’ s grummelt un grunzt un werd gonz bees
un donn kummt aa noch en Omer Wasser
un en Tritt, dass es grad so durch d’ Gegend fliegt
des arm Vieh …
Stell dir vor: des Vieh isch die Erd
un de Mensch sei Krätz.


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

B. Jetschko
Seitm Kindagartn wasch ich mir die Händ nimma mitm warmn Wassa

B. Jetschko
Seitm Kindagartn wasch ich mir die Händ nimma mitm warmn Wassa

Der Grund is eigentlich einfach, aba braucht Hintergrundwissn: I bin in da Nähe da Lobau aufgwachsn. Damals, als des noch nicht schick war. Damals als no alle auf de Donauinsel wolltn und i nu in de Kindaschuhn gsteckt bin.

Mei Mama und i sind im Somma imma Schwimm’n gangen. Und im Winta imma Rodln. Jedn Nachmittag. Wei’ man muss ja draußn sei. Wobei in da Lobau, »an der frischen Luft sei« warscheinli sogar stimmt. Wenn’s doch de »grüne Lunge« Wiens is. Im Somma ham ma weng tragn müssn. Aber im Winta wurd ma as Kind ausgrüst: Leggings, Thermowäsch, Untaleiberl, Hosn, Pulli, Anorak – unförmig und bunt wie a Gummibärli, Handschuh – idealaweisn angnäht oda -bundn, damit ma’s ned verliert. (Und wenn’s ganz kalt war, a nu Skihandschuh drüba.)

Und dann san ma los maschiert. Schlittn am Bandl oder üba da Schulta. Meistens bei da Mama, weil ma selb zu klein war. Da sind die Kufn immer über de Straßn und de Stan gstolpert und ma selba glei mit. Wobei, wie i klein war, warn Bobs sehr beliebt. Entweda wie de Olympianer oder so richtige Ufo-Schüssln, wos an draht hat wie am Karussell, wenn ma den Hügel runterzischt is.

Schnee hama damals genug ghabt, trotz fehlenda Beschneiung im Marchfeld. Und Kinda warn a immer gegnug da. Manchmal zu viele, da hat man dann schaun müssen, wo ma richtig runter düst, ohne dass ma wen unfreiwillig mitnimmt. Deshalb war den einen super Rodelplatz am Staudamm obahalb vom Lobauspielplatz zu finden essentiell. Sobald dann de richtige Abfahrt unta großen Strapazen da war – mit oda ohne Schanzn – dann is’ runter und raufgrodelt oder gebobbt worden bis de Sonne untagangen is oda man vor Nässn durchgfrorn war. Spätestens dann hat ma Pause gmacht und sei Jausn und sei Tetrapackl bekommen – Apfl oda Orange, manchmal Kirsch. Dann hat ma den andern beim Rodln zugschaut. Meistn warn die größa oder habn nu wos anderes vorher zu tun ghabt. Nachdem ma mit da Jausn fertig war, hat ma sich beim Elternteil beschwert, dass kalt ist; nanu-na, Überraschung. Und hat di kleinen Fingern zwischn warmen Elternhändn, in Stoffhandschuhn, geribbelt bekommn. Das hat nie was bracht, außer für die Sekundn, wo de Händ gribbelt wordn sind, und deshalb hat ma – nach viel Sudern – dann wieder zampackt und is nach Haus’ marschiert.

Wia ma z’ Haus warn, sind die Knochn, da Körpa alles wieda woarm worden. Danach des Gsicht und de Wangn, aber am Schluss warn imma de Finga. Wie kleine Eiszapfn, haben s‘ braucht beim Auftaun. Aba jetz is so, dass ma Händwaschn muss, wenn ma heimkommt und das mit warmn Wassa, hat ma glernt. Aba, he, wenn i ’s Wassa aufdreh und mir die Händ wasch, dann wern di ned woarm, de wern wehat und beißn und stechn. I frag mei Mama, wie des geht und sie, ganz Krankenschwesta, erklärt, dass des mitm Wahrnehmn zu tun hat und ich des Wassa lauwarm aufdrehn soll. Ich mach das und es wird bessa, I schau mir meine Händ an und bin fasziniert.

Des nächste Mal Rodeln passiert genau desselbe. Aba diesmal fang i glei mitm lauwarmen an und – es is genauso wie beim ersten Mal. Weh, beißen, stechn. Ich frag gar ned, i dreh glei zruck. Und! De Händ erholn sich viel schnella. Ich bin scho wieda fasziniert; wie’s bei kleinen Kindern so is.

Beim nächstn Mal Rodeln dasselbe. Nur diesmal start i glei mitm kaltm Wassa und was Seltsames passiert: Meine Hände sind direkt warm! Wohlig warm und angenehm. Kein Justiern, kein Aua oda Beißn, einfach angenehm.

Ich erzähl’s meina Mama, sie glaubt’s nicht ganz. Aba es is mir egal, ich bin ein Genie und hab Weltgeheimnisse entdeckt. Da i aba ein vergessliches Genie bin, entschied ich mich imma meine Händ mit »kaltm« Wassa zu waschen. Weil, in jeda Situation des besser is. Ob im heißn Sommer oda eben im kaltn Winter. Und so is bis heut blieb und der Grund warum ich mir seitm Kindagartn die Händ nimma mit warmn Wassa wasch.

Warmduscher bin i trotzdem gebliebn, man muss ja ned übertreibn.


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

Wolfgang Kühn
OLLAS RAUNZT

Wolfgang Kühn
OLLAS RAUNZT

de an modschgan üwa de hitz im september
und de aundan meckan weus im juli scho herbstlt

de an rean wegn da inflation umanaund
und de aundan treaman weu eanare rabattpickal ogrennt san

de an lamadian wegnan zniadrichn bluaddruck
und de aundan brumman weu da zucka vü zhoch is

de an keppen wegn da besn schwiegamuada
und de aundan bentssn weus ka neix handy kriagn

de an jaumman weus scho beim hischaun blad wean
und de aundan maunzn weus goa kan appetit mea haum

de an sudan wegn jedn schas
und de aundan sempan weu si nia wos tuat

de an motzn weus fia nix a zeit haum
und de aundan jeian weu eana fad is im schedl

de an fäun umanaund weu rapid dauand valiat
und de aundan muarn weu de austria a net eftas gwinnt

de an mosan umanaund weus mitn göd imma enga wiad
und de audan sei’ln weu eana de haut beim oasch net zsaumgeht

de an meitan üwa de korruption va de politika
und de aundan mauln weu fia eana söwa nix dabei aussaschaut

i hea eana a zeitlaung zua
owa daun denk i ma:

so laungs raunzn
sans no hoibwegs gsund!


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

🎧 Veronika Unger
MIAZ UND LUIS

Veronika Unger
MIAZ UND LUIS

I bin hoit higaungan, wois Muas is fia Nochban. Die Miaz howi freuli schua iwa zehn Joah net mea gsegn, hiaz is sie im Oitasheim gstoam. Iwa neinzg is woan. A schens Oita. Bei da Toutnmess owa san meine Gdaunkn bei dem, wos i sunst ollawoi z tuan hob. Vau da letztn Baunk schau i aufd Leit voa mia. Kane Käpf, de tiaf hängan, net amoi in da erschtn Reih. Ma is hoit do, woi si´s gheat.

Aufm Weig vau da Kiachn zum Friedhouf aufi, betn nua weng den Rousnkraunz mit. „Ah, seavas, siacht ma di a amoi!“ heari äfta ois des Ave Maria. Schei ouft, weui da Trauazug is laung. I hob den Vadocht, dass vüi dabei san, de d Miaz goa net kennt hom. Des Umadumschaun gfoit ma, mittn zwischn meine Nochban, de i sunst eh nia, oda sötn siach und gib eana recht, wenns manan:“ Jo, beim Begräbnis siacht ma si gwiss!“ Wia ane vau sei, fühl i mi gach, dann dou wieda net, iagandwia oum driwa. Troutzdem drängl i mi fiari, znächst zua Gruam. Da Pforra faungt mit da Eisegnung au. Auf amol rinnts aus meine Augn, I kau´s net aufhoitn. Es rinnt und rinnt und I vaobschied mi voum letztn Bissl vau meina Kindheit.

I siach, wia d Miaz voa fuchzt Joah woa. Fia mi hot sie imma gleich ausgschaut, mit Koupftuach und Schiazn. wias hoit domois übli woa und an vaschmitztn Grinsn im ruassign Gsicht, wenn s ma mit ihre eadign Händ Oubst, frisch voum Bam broackt, hi ghoitn hot. D Händ hot´s dann owa schnö hintan Ruckn vasteckt und ois ob´s do wos Schwas mitschleppn miasst, is sie in iare Gummistiefl auf´s Föd oda ind´n Stoll davou gschluaft. Jo, Reinlikeit woa net ias. Mia haum imma schei Obstaund ghoitn, dass ma net ihre Fläh eingfaungan haum.

Die Keischn neman Woid am Berg oum, woa klua, a Vurraum und zwa Stum. In da anen hot ia Souhn Felix mit seina Famülie und in da aundan sie mit ian Bruada Luis gwouhnt. Ois klans Kind bin i a-, oda zwamol einigaungan, woi´s klane Hund gem hot, owa sunst bin i draußn bliem.

Ois i um die Zehne woa, is in´d Summaferien d Stiaftouchta vom Felix auf Bsuach kemman. Do bin i äfta zua ia aufi spuin gaungan. Da Sautroug woa dann unsa Planschbeckn. D Miaz hot uns a weng weit weg zuagschaut. Gach hot si do da Felix augschlichn, sei Muata pockt und mitsaumt iahn Gwaund ins Wossa gsetzt. D Miaz hot gschrian wia a Feakel, umadum gschlogn, owa da Felix hot´s festghoitn, dauss net aussi kennan hot. Noch a Weui is´ owa stui woan, hot wia a Hounikuchnpfead gstroit und wia a klans Kind im Wossa plaunscht. Frog mi owa net, wia vui Fläh des as Lebn koust hat.

Jo, d Miaz woa fia gwänli a ruhige Person, de gean kichat hot und mit iare weitn Schlurfschritt iara Orwat nochgaungan is. Laut is nua woan, wenn a Gwitta kemman is, oda da Luis bsouffn voum Wirtshaus.

Beim Erschteren is ´ s mit´n Weihwossakessl iwas gaunze Grundstickl grennt und dabei hot´s gotterbäamli gfluacht: „Kreizdividomini. Sakratirkn, Teifleini…“. Ia Listn woa öllnslaung, zflaung fia mei Gedächtnis.

Beim Zweiten hot´s n Bruada vafluacht, daweul´s voa iahm und sein Stock davaugrennt is und dazwischn „Höfts ma! Höfts ma! “ gschrian hot. Auf des Wetta hauma schua gwoat, waunn ma gsehn hom, wia da Luis mit ana Rücknlog den Berg aufischwaunkt is und haum uns jedsmoi vawundat, dass a dabei net hintiwa gfoiln is.

Iagandwaun ist d Miaz net mea nua, auf iahn Grund herum gwaundat, sundan weita fuat grennt. Etli Moi hot´s dann nimma hoam gfundn. Destawegn hots da Felix ins Oitasheim gem. Duat is erscht amoi gindli bod woan und obs das glaubst oda net, des hot ia gfoin, bis sie boid kan mea dakennt hot.

Da Luis is allan in seina Huam zruckbliem. Hot bei ana neichn Nochbarin Tog fia Tog a Stampal oghuit und ia dafia seine Fläh vaeabt, bis ´s iam sei Stampal nua mea draussn gem hot.

Jetzt owa steht da Soag vau da Miaz iwa dem voum Luis. Nua a Haundfui Eadn trennt´s von anaunda.

I schmeiß mei Bischl Föd- und Goatnbluman drauf. A lausigs Daunkschen fia die Fliedastraiß, de ma d Miaz jeds Fruajoah gschenkt hot.

*******************

Der Text wurde in unserer 3. Ausgabe von DialektSHOG gesendet – und kann – gemeinsam mit allen anderen Texten der Sendung – hier nachgehört werden:


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

Veröffentlicht am
Kategorisiert als TEXTE Verschlagwortet mit

HEINZ REINISCH
DA WIND IS A HUND

HEINZ REINISCH
DA WIND IS A HUND

a lüfterl is guat
owa da wind is a hund
der draht ma olls über
der deckt ma olls o
der schmeißt ma olls um
der zaht ma olls fuat
und jeda fetzn fliagt durch die gegend
er foahrt ma in d hoar
und gegen den wind
trau di liawa ned brunzn
da wind is a sau

aus: Heinz Reinisch:
„IS MA OLLAS UNTAKUMMAN – texte in dialekt und umgangssprache“
Eigenverlag, 2023
192 Seiten
Bestellung direkt beim Autor unter heinz.reinisch@gmx.at


Lesen Sie auch unsere Printausgabe!

Siljarosa Schletterer
BESAGTE NACHT

wenn der wind die gräser zerzaust
und dem see die schönsten locken schenkt
da holen wir das himmelsrauschen heim
messen sternfunkeln in traumweite
     unterm sterahimmel nennsch du s’dahoam
     dr tålkessel deckt ins mit gschichta zua
nua nachtfålter, ådler und d’sunnwendkäfer
zoaga ins‘n weg zum dem platzle des scho alleweil
a hintertiarle war in a andre walt
im feuerspiegel dann das wiederbegegnen
ein uferloses du – animalisch und warm
da öffne ich meine blüten den königskerzen gleich
bei dir pocht jahrtausendalter atem
     in die magie der sprachlosigkeit
     då bin i bei dir – inigekrocht
     in viel z’groaßes gwand und doch nackat
     nur d‘reach und a fux weras secha
     zuluage wia ma inser gschicht nüi schreiba
     mit herzpinsl und füarfårb


WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner